Mein Mann, seine Karriere und ich

Bejewly ruft zu einer Blogparade auf und da es wohl kaum klischeehafter geht als bei uns, bin ich natürlich dabei. 

Die Frau ohne Potential 

Schon während der Schwangerschaft mit Kind Nummer eins war klar, dass ich zu Hause bleiben würde und er das Geld verdient. Der Entschluss kam ganz ohne Diskussion, nicht mal eine Absprache war nötig. Wir beide wussten das es so das beste für uns alle war weil mein Mann das größere Potential für eine Karriere hatte. Das heißt nun nicht das ich zu blöde zum arbeiten bin. Als Sozialassistentin steht man beruflich auf einer Stelle und würde ohne eine weitere Ausbildung nicht aufsteigen können. Dazu war ich erst 18 und ohne Berufserfahrung. Mein Mann mit zwei abgeschlossenen Ausbildungen und einigen Jahren Berufserfahrung hatte wesentlich bessere Karten. Von unseren Persönlichkeiten her, würde ich mir tatsächlich eher das Potential zusprechen. Ich bin deutlich ehrgeiziger und zielstrebiger als mein Mann. Er braucht immer mal wieder ein kleinen Stupser um weiter zu machen. 

Seine Karriere und ich

Ich habe bis heute aber nie das Gefühl gehabt zurück stecken zu müssen oder nicht weiter zu kommen. Seine Karriere ist auch meine denn ohne mich wäre sie gar nicht möglich. Jeder Erfolg von ihm, fühlt sich für mich auch wie ein Erfolg an. Ich bin schließlich diejenige die ihm den Rücken frei hält und ihn antreibt. 

Ich verrate euch mal ein kleines Beispiel. Mein Mann wünscht sich wahnsinnig gerne ein drittes Kind. Ich bin diesem Wunsch gegenüber nicht abgeneigt aber brenne nun auch nicht für diese Idee. Die Bedingung für Kind Nummer drei ist der berufliche Aufstieg und es funktioniert. Bevor ihr jetzt auf Gedanken wie „Kind gegen Bezahlung“ kommt, will ich darüber aufklären. Unser Haus hat nur zwei Kinderzimmer und unsere Einrichtung ist auf den teilweise sehr eigensinnigen Schnitt des Hauses genau abgestimmt. Somit müssten wir bei Kind Nummer drei wohl oder übel genau dieses Haus in größer nachbauen. 

Ich gebe ihm die kleinen Tritte, motiviere ihn und sorge dafür das er an jeder noch so spontanen Sache Teil nehmen kann. 

Meine Karriere 

Wenn man so früh Mutter wird wie ich, hat man noch jede Menge Berufsjahre vor sich wenn die Kinder groß sind. Gleichzeitig weis ich heute viel besser was ich in einem Job brauche. In die Pädagogik werde ich wohl eher nicht zurück kehren weil es mich auf Dauer nicht motivieren würde. Ich kann also noch von vorne anfangen und habe die Möglichkeit aufzusteigen obwohl ich mich ehrlich gesagt sehr wohl fühle in der Rolle der Frau von diesem einen Mann. Wer weis schon wo er in 10 Jahren stehen wird? Ein Diplomat wird er wohl eher nicht aber auch er kann so weit aufsteigen das häufiges Reisen notwendig wird und sobald unsere Kinder groß genug wären, würde ich ihn begleiten wollen. In der Geschichte wimmelt es doch nur so von Frauen (und auch ein paar Männern) die bekannt wurden weil sie ihren Partnern überall hin folgten. 

Was mich nur stört

Das ganze klingt jetzt alles so schön und toll, ist es aber leider nicht. Mit diesem „überholten“ Lebensmodell ist das Leben nicht so einfach. Zum einen sieht der Rest der Welt meine Beteiligung an der Karriere meines Mannes nicht. Ich werde eher als faul gesehen oder als eine die sich auf dem Geld des Mannes ausruht. Zum anderen ist man gesellschaftlich ziemlich außen vor. Meine Kontakte beschränken sich auf andere Mütter und bei Gesprächen kann ich nicht von einem Arbeitsalltag berichten. Es ist nicht leicht etwas zu leisten das keiner als Leistung sieht und in solchen Momenten wünsche ich mir dann doch auch mal eine eigene Karriere um zu zeigen das ich jemand bin und etwas erreichen kann. 

One comment on “Mein Mann, seine Karriere und ich

  1. hi, ich bin auch zu Hause geblieben als meine Tochter auf die Welt kam. Unfreiwillig länger als geplant da sie die von meinem Mann die Erbkrankheit (Neurofibromatose) meines Mannes geerbt hat, daher hat sie Wahrnehmungstörungen die als Kind aufwändige Förderungen notwendig machten. So fing ich erst wieder an zu arbeiten als sie in die Hauptschule ging und da nur geringfügig. Mit Haushaltsarbeit bei anderen habe ich mir was dazuverdient. Später dann Teilzeit mit 50 – 70 %. Bei Teilzeit ist es dann geblieben und Karriere kann man es auch nicht nennen. Aber im Leben gibt es wichtigeres.
    LG

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