Wer bin ich? Das ist die Frage die ich mir derzeit stelle. Ich selbst bin ein Scheidungs-Kind und konnte damals nicht so richtig nachvollziehen in was für einer komischen Phase meine Mutter nach der Trennung steckte. Nun stecke ich selbst in dieser komischen Phase die mich komische Dinge machen lässt.
Aus „Wir“ wurde „Ich“
Ich glaube aber das ich die Trennung relativ gut verkrafte, ich drehe nun nicht völlig am Rad und brenne mit dem nächst besten durch. Meine Veränderungen sind äußerlich völlig banal und innerlich geht es eher um die Beantwortung von Fragen. Es sind die Fragen die mein Sohn in so ziemlich jedem Freundebuch beantworten muss. Was isst du am Liebens? Deine Lieblingsfarbe? Welche Hobbys hast du? All diese scheinbar simplen fragen kann ich über mich gar nicht mehr beantworten. Ich war in den letzten Jahren so damit beschäftigt das Lieblingsessen meines Mannes und unserer Kinder zu kochen, das ich selbst gar kein Lieblingsessen mehr hatte. Für mich stand das „Wir“ so im Vordergrund das ich verschwunden bin.
Alles muss neu
Als alleinerziehende Mutter kann ich nun keine Weltreise machen um mich selbst zu finden und ich kann auch nicht einfach alles stehen und liegen lassen für eine komplette Veränderung. Für meine Kinder ist zwar einerseits eine riesige Veränderung passiert aber andererseits muss alles seinen gewohnten Gang gehen. Am liebsten würde ich hier wegziehen in einen ganz neuen Ort indem ich keinen kenne und mitnehmen würde ich nur das nötigste wie Kleidung aber das kann ich nicht. Also sitze ich hier in dem Haus das sich nicht mehr anfühlt wie mein zuhause und versuche mich neben dem Alltag selbst zu finden. Kleine Neuerungen Helfen mir dabei die sich irgendwie Rebellisch anfühlen.
Mais, Pausen und Kapselmaschinen
Es gibt Dinge auf die man des Partners zuliebe verzichtet wie zum Beispiel Mais, er hasste es und ich liebte es. Jetzt habe ich einen riesigen Vorrat an Mais und gebe es überall mit rein. Auch eine Pause habe ich mir selten gegönnt. Früher liebte ich es die Sims zu spielen, erst auf der Konsole und später auf meinem Laptop. Irgendwann war mein schlechtes Gewissen aber so groß das ich mich nicht mehr getraut habe zu spielen. Mein armer Mann musste schließlich für uns schuften, da kann ich mich doch nicht hinsetzen und das Leben genießen. Meine größte Rebellion ist aber wohl eine Tassimo, ein Geschenk von meiner Mutter und meinem Stiefvater. Jahre habe ich mir eine solche Maschine gewünscht aber sie nie bekommen. Zu Umweltschädlich und im verbrauch zu teuer. Nun habe ich sie und ich liebe sie, dafür schone ich die Umwelt indem ich kein Auto fahre 😉
Was mag ich und was mag ich nicht?
Es gibt noch vieles über das ich mir nicht im klaren bin aber so manch eine Frage konnte ich mir inzwischen beantworten. Meine Lieblingsfarbe ist grau an den Wänden, Pastelltöne zum dekorieren und je nach Jahreszeit Beige oder Khaki bei der Kleidung. Ich trinke am liebsten Latte Macchiato und esse gerne Zucchini Puffer und Lasagne. Ich spiele gerne und irgendwann werde ich mir auch wieder eine Konsole holen. Außerdem unternehme ich gerne etwas mit meiner Familie, ich stricke und ich liebe es zu bloggen. Ich bin ein Familienmensch durch und durch und (Achtung jetzt kommt die peinlichste Beichte) ich höre tatsächlich gerne Pop Musik 😀 Ja, ich tanze gerne zu Taylor Swift und Co in der Küche. Ich bin ein Mädchen das sich die Nägel macht, die Haare färbt und Filme wie „Sex and the City“ oder die Twilight Saga ansieht.
Ganz neue Lebensziele
Ich wollte immer eine Familie gründen, früh Heiraten und Hausfrau sein oder das komplette Gegenteil Leben, also Karriere als alleinstehende ohne Kinder. Tja, beide Träume sind geplatzt aber das stört mich gar nicht mehr. Denn diese beiden Lebensmodelle habe ich mir mit 15 ausgesucht und nun sind 10 Jahre vergangen.
Ich will Selbstständig bleiben und es weiter ausbauen, egal wieviele Menschen sich darüber lustig machen. Ich möchte aber auch wieder außerhalb meiner vier Wände arbeiten, am liebsten wieder in einem Kindergarten. Mit meinen Kindern will ich reisen. Es sollen keine Luxus Urlaube am Strand sein sondern Wanderungen und Erlebnisse. Sie sollen nicht nur Strand und Meer sehen sondern Kultur.
Viele Fragen kann ich allerdings noch nicht beantworten aber es ist ein wundervolles Gefühl zu wissen das ich ganz alleine bestimmen kann wer ich sein möchte.