Ich bin im 5. Monat Schwanger und Single. Wer mir auf INSTAGRAM folgt, hat das schon mitbekommen. Wenige Tage nachdem ich den positiven Test in der Hand hielt, habe ich mich von meinem Ex getrennt und das war alles andere als einfach für mich. Neben dem Liebeskummer musste ich auch eine entscheidung treffen, was die Schwangerschaft betrifft. Bekomme ich das Kind oder nicht? Das ist eine Entscheidung, die einem niemand abnehmen kann. Falls du gerade vor der selben Frage stehst, kommt hier einmal meine Erfahrung. Einen Absatz weiter unten geht es darum, wie es weitergeht wenn man sich für das Kind entschieden hat.
Kind bekommen oder nicht?
Egal ob du dich getrennt hast oder er, egal ob er für das Kind ist oder dagegen, diese Entscheidung solltest du ganz für dich alleine treffen. Das heißt nicht, dass du dich alleine mit deinen Gedanken darüber herumschlagen musst. Anfangs habe ich nur mit meinem Ex darüber gesprochen und seine Meinung war klar, eindeutig und festgefahren. Er wollte das Kind auf keinen Fall und war nicht gesprächsbereit was andere Szenarien betrifft. Mir hat es da sehr geholfen, mit Freunden und Familie über diese Entscheidung zu sprechen und mit ihm gar nicht mehr zu sprechen. Seine Meinung war klar und die immer selben Horror Szenarien zu hören, hat mir einfach nicht geholfen. Keiner mit dem ich über eine Abtreibung gesprochen habe, nahm mir diesen Gedanken übel. Ich bin bereits alleinerziehende Mama von zwei Jungs die seit Jahren keinen Kontakt zum Vater haben und für die ich auch nur Unterhaltsvorschuss bekomme. Ein drittes Kind, dass ebenfalls vollkommen alleine von mir großgezogen werden muss, ist einfach eine große Herausforderung. Gleichzeitig sagte mir keiner von ihnen den Untergang von uns allen voraus. Keiner zweifelte daran, dass ich das schaffen würde. Jeder Erinnerte mich an die schlimmen Jahre nach der Trennung von meinem Ex Mann und was ich da geschafft habe. Mal darüber zu reden wie es mit Baby aussehen könnte, hat mir sehr geholfen.
Was mir gar nicht geholfen hatte, waren Pro und Contra Listen. Ganz Ehrlich: Es sprach bei mir mehr gegen ein drittes Kind als dafür. Die einzelnen Schritte zu einer Abtreibung zu gehen, war dafür für mich sehr hilfreich. Mit jedem Schritt fühlte ich mich schlechter.
Am Ende war es eine Frage des Gefühls. Ab wann beginnt für mich Leben und wie würde es mir gehen, wenn ich einen Schwangerschaftsabbruch durchziehe?
Single und Schwanger: Was nun?
Du erwartest also ein Kind und bist schon jetzt alleine damit? Erstmal Herzlichen Glückwunsch, ich finde das bekommt man in der Situation viel zu selten zu hören. Zunächst wird deine Schwangerschaft eigentlich genauso sein, wie jede andere. Ein Parnter macht da kaum einen Unterschied. Die freude nach den Arztbesuchen wird dann mit Freunden und Familie geteilt, geshoppt wird sowieso meist alleine oder mit anderen und geplant wird auch meist alleine. Im übrigen kann das ganze ohne Partner deutlich entspannter sein. Keine kompromisse und keine diskussionen. Alle entscheidungen liegen in deinen Händen und absolut niemand auf dieser Welt kann dir darein reden. Was hatte ich für Diskussionen mit meinem Ex Mann als es um Kinderwagen und Namen ging. Auch die Geburt wird definitv ruhiger. Mein Ex Mann drehte bei den ersten Wehen völlig durch und wollte mich unbedingt sofort im Krankenhaus haben wo ich natürlich wieder nachhause geschickt wurde. Es war so nervig mit Partner.
Nun aber mal an die zusätzlichen Probleme wenn man Schwanger und Single ist. Papierkram gehört zu jeder Schwangerschaft und Geburt und als Single kommt da noch mal ein bisschen was oben drauf. Die Vaterschaft muss geklärt werden und Unterhalt ebenso. Mein Tipp: Stellt schon in der Schwangerschaft einen Antrag auf Beistandschaft beim Jugendamt. Dadurch hat das Jugendamt euch auch nicht auf dem kicker. Es geht hier wirklich nur um Vaterschaftsanerkennung und Unterhalt. Das Jugendamt übernimmt durch die Beistandschaft einfach nur die Rechtsvertretung für euer Kind. Etwa drei Monate vor dem Entbindungstermin kann das Jugendamt dann auf den Vater zugehen und die Anerkennung der Vaterschaft einfordern. Auch die Berechnung und die einforderung des Unterhalts übernimmt das Jugendamt. Ihr könnt euch da zurücklehnen und abwarten.
Er will die Vaterschaft nicht anerkennen? Das droht mir gerade auch und auch da könnt ihr ganz entspannt bleiben. Sollte er sich weigern, bekommt er die Möglichkeit freiwillig einen Vaterschaftstest zu machen. Falls er dies ebenfalls ablehnt, kommt das ganze vor Gericht und er wird zu einem Test gezwungen. Ihr müsst lediglich versichern, dass kein anderer Mann für die Vaterschaft in frage kommt. Der ganze Prozess wird hier ebenfalls vom Jugendamt übernommen und die Kosten dafür trägt der Vater wenn der Test positiv ausfällt. Wenn er also aus Trotz (oder des Geldes wegen) die Vaterschaft nicht anerkennen will, schadet er sich nur selbst. Auch die dadurch versäumten Unterhaltszahlungen (ab sechs Wochen vor der Geburt: Stichwort Betreuungsunterhalt) muss er im Anschluss nachzahlen. Ganz egal wie lange er den Prozess hinausgezögert hat.
Müttern wird ja gerne mal Geldgeiheilt wenn es um den Unterhalt geht, unterstellt. Das wird dir mit dem Kindsvater sehr wahrscheinlich auch bevorstehen und du musst da einfach drüberstehen. Er ist derjenige, der sich nicht um das Kind kümmert und einen finanziellen Ausgleich zu zahlen, ist ja wohl das mindeste! Nimm das ganze bitte nicht zu ernst und habe auch kein schlechtes Gewissen. Scheue dich auch nicht davor, zu schauen wie viel Unterhalt du in etwa nach der Geburt erwarten kannst. Manche Väter sind da allerdings sehr kreativ und skrupelos um den Unterhalt so niedrig wie möglich zu halten also gehe lieber von weniger als mehr aus. So kannst du schauen, wie es Beruflich bei dir nach der Geburt weitergeht. Wenn du nämlich schnell wieder arbeiten musst weil von ihm z.B. Gar kein Unterhalt zu erwarten ist, solltest du dich schon während der Schwangerschaft um einen Krippenplatz bemühen. Steht dir wiederum Betreuungsunterhalt zu, kann es für dich finanziell zum nachteil sein schon vor dem dritten Geburtstag wieder Arbeiten zu gehen. Krippenplätze sind ja leider derzeit nicht Kostenlos (zumindest nicht überall) und so kann es sein, dass die Krippenbeiträge und das wegfallende Betreuungsunterhalt für ein Minus in deiner Kasse sorgt.
Er will Kontakt zum Kind nach der Gebut? Dann bespricht den Umgang schon in der Schwangerschaft und blockiere nicht. Er hat dieses Recht und würde vor Gericht gewinnen. Am Ende leidet nur dein Kind also egal wie sehr du ihn Hasst, suche eine friedliche lösung im Sinne eures Kindes und das möglichst vor der Geburt. Während der ersten Wochen mit dem Neugeborenen wirst du für diskussionen keinen Nerv haben. Am besten haltet ihr eure Einigung schriftlich fest und Unterschreibt dies beide. Falls ihr nicht auf einen Nenner kommt, kann auch hier das Jugendamt helfen. Sei dir aber darüber im klaren, dass nicht alles nach deinem Willen geht. Nicht alles was beschlossen wird, wird dir gefallen aber es ist immer noch besser als ein Rechtsstreit. Schlucke manch so eine bittere Pille zum Wohle deines Kindes.
Er will keinen Kontakt zum Kind? Biete ihm am besten schriftlich (per Mail oder Whatsapp reicht), ein Gespräch über sein Umgangsrecht an oder habe einen Zeugen dabei. Lehnt er ab, kannst du dich erstmal zurücklehnen. Auch wenn man von einem „Umgangsrecht des Kindes“ spricht, ist es in wirklichkeit gar kein Recht für das Kind. Kinder werden gerne mal gegen ihren Willen zum Umgang mit dem Vater gezwungen, während einem unwilligen Vater absolut nichts droht. Finde dich also damit ab, plane euer Leben ohne den Vater und sollte er dann plötzlich doch auftauchen, sei kompromissbereit und treffe deine Entscheidungen im Sinne deines Kindes.
Grundsätzlich kann ich dir nur raten alles so ruhig wie nur möglich anzugehen. Stelle deine Emotionen so gut es geht ab und bleibe Sachlich und Rational. Vor allem Gerichtsverfahren sind Zeitintensiv und verursachen enormen Stress und das über Jahre hinweg. Glaube mir, diese zusätzliche Belastung willst du unbedingt umgehen. Da lass dich lieber auf eine Stunde Besuch von ihm ein, das ist weniger belastend.
Ansonsten genieß deine Schwangerschaft und freue dich auf dein Baby. Ich wünsche dir alles gute.